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Eigentlich sind wir im April für Geburtsbilder im Geburtshaus Lübeck verabredet. Doch es ist Ende März und morgens um 5 bekomme ich eine Sms. Wehen. Alle 7 Minuten. Mama und ich freuen uns beide riesig, es geht los! Es ist ein Tag vor dem Geburtstag meiner Tochter Noa. Merkwürdig, denke ich. Bei uns im Umfeld ist ja eigentlich Noas Geburtstag ein beliebtes Geburtsdatum. Ein Jahr zuvor hat Noas Freundin an ihrem Geburtstag einen Babybruder bekommen und auch eine Freundin meiner Großen hat am selben Tag Geburtstag.

Schon nach ein paar Stunden wird klar, Baby hat es nicht eilig. Es scheint die Sonne. Die werdende Mama und Papa entspannen sich auf dem Balkon, ich backe Geburtstagskuchen. Man weiss ja nie, ob ich abends dafür Zeit haben werde oder mich schon für die Geburtsbilder zum Geburtshaus aufmachen werde.

Am Nachmittag ein weiteres Update: das wird was! Wehen sind stärker und regelmässiger. Auf halb 7 sind sie im Geburtshaus Lübeck mit ihrer Hebamme verabredet. Ich schütte Streusel auf den Kuchen und mache mich bereit.

Eine Stunde später komme ich im Geburtshaus an. Die beiden sind ins Bett gekuschelt, die Stimmung ist entspannt und voller Vorfreude. Wir reden noch viel, dann lass ich den beiden Zeit zum Ausruhen. Ich bin selbst im 8. Monat schwanger und mein Baby merkt diese ganz besonderen Schwingungen. Ganz aktiv strampelt es im Bauch. Und auch ich freue mich darauf diese Geburtsreise nochmal erleben zu dürfen.

Das Ende der Eröffnungsphase wird anstrengend. Mama hat jetzt schon seit über 18 Stunden Wehen. Es ist spät, alle sind müde. Positionswechsel helfen, auch homöopathisch wird sie unterstützt. Papa und die Hebamme sind ständig an ihrer Seite. Helfen. Motivieren. 

Endlich ist es soweit, der Muttermund ist voll eröffnet. Ein letzter Wechsel auf den Geburtshocker. Mama arbeitet sich durch die Wehen. Sie kann das Köpfchen schon tasten. „Dunkle Haare“ sagt die Hebamme. Sie bereitet den Damm mit Kaffeekompressen vor. Noch eine Wehe. Und noch eine. Dann ist sie da. Winzig, rosig. Mama und Papa sind ganz überwältigt. Es ist 0.27 Uhr. Also doch, Noas Geburtstag. Und auch der Geburtstag des gerade frischgebackenen Opas.

Es geht zurück aufs Bett. Schön eingekuschelt wird das Baby bestaunt. Mama ist müde. Und überglücklich. Papa kann das kleine Wunder vor sich kaum fassen. Sie ist da. Endlich. 

Die Plazenta lässt auf sich warten. Da wird lieber erstmal gestillt. Baby macht das als ob sie nie etwas anderes getan hätte. Lange und ausgiebig. Ein verrücktes Gefühl. Und so schön diese Bindung zu sehen. 

Dann schaut die Hebamme wieder nach der Plazenta. Mama scherzt noch: wirst du langsam ungeduldig? Und ja, das wird sie. Es ist einige Zeit seit der Geburt vergangen. Und die Plazenta will und will nicht kommen. 

Hier enden meine Geburtsbilder. Denn nach dem friedlichen Ankommen im kuscheligen Raum kommt jetzt die Verlegung. Das Zeitfenster der Plazentageburt ist überschritten, per Rettungswagen wird Mama zur Plazentalösung in die Klinik gebracht. Begleitpersonen sind nicht erlaubt. Baby bleibt erstmal bei Papa bis Mama aus der Narkose wieder aufwacht. Es wird ein paar Stunden dauern, bis sie ihr Babymädchen wieder in den Armen hält.

 

Geburtsbilder in Lübeck bei Nacht

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